Bemerkungen zum Wappen der Familie Engl, Grafen von und zu Wagrain
Die adelige Familie Engl stammt aus dem Land ob der Enns (Oberösterreich)
und hat das Schloß Wagrain im heutigen Vöcklabruck als Sitz. Sie ist dort mit
einem einfachen Wappen im Ritterstand verzeichnet, das Wißgrill in: Franz Karl
Wißgrill, Schauplatz des landsässigen Nieder-Österreichischen Adels vom Herren-
und Ritterstande, 2. Band, Wien 1795, S.409 so beschreibt: Das alte erste
Geschlechterwappen ist ein über quer mitten getheilter Schild, dessen oberer
Theil ein rothes, der unter ein weisses Feld hat. Unten am Rand ist ein blauer
oder Lasurfärbiger dreyfacher Hügel, worauf ein aufspringender Windhund
mit goldenen Halsband einher steht, dessen halber obere Leib im rothen Grund
weiß, der untere Leib im weissen Grund roth erscheinet. Oben auf dem Schild
befindet sich ein gekrönter offener Turnierhelm, darauf zwey Biffelshörner,
welche nach des Schildes Farben mitten getheilt, oben weiß, unten roth sind,
dazwischen der blaue Hügel, auf selbem aber der auffspringende Windhund nur
an seiner vorderen weissen Leibeshälfte zu sehen ist. Dieses einfache Wappen
wurde bei verschiedenen Anlässen noch längere Zeit verwendet.
Abb.1: NÖ Landesarchiv, Wappenbuch des Ritterstandes Bd.1, fol .88.
Mit freundlicher Genehmigung des NÖ Landesarchivs vom 5. März 2018
Abb.2: NÖ Landesarchiv, Wappenbuch des Ritterstandes Bd.1, fol .200.
Mit freundlicher Genehmigung des NÖ Landesarchivs vom 5. März 2018
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Abb.3: NÖ Landesarchiv, Alte Gülteinlage VUMB 51, Siegel Engl von Wagrain, 1693
Mit freundlicher Genehmigung des NÖ Landesarchivs vom 5. März 2018
Im Zuge des Verkaufes des Gutes Mühlbach zwischen 1690 und 1693 von Sophia Sibilla von
Carlshofen an Franz Georg Engl findet sich das viergeteilte Siegel der Freiherren von und zu
Wagrain.
Die Buchstabenfolge über der Krone ist aufzulösen mit:
Franz Georg Engl Von Wagrain FreiHerr.
Eine kleine Auswahl der Engl`schen Wappen an verschiedenen Orten:
In der Kapelle des Schlosses Waldreichs befindet sich ein Wappenstein der Grafen Engl. Franz Friedrich von Engl und seine
Gemahlin Maria Josepha geb. Sinzendorf stiften 1721 einen Pestaltar für die von ihnen neu hergestellte Kapelle. Hier findet sich
neben dem Altar ein Stein mit dem Engl’schen Wappen, das viergeteilt die Hunde und Wölfe zeigt. (Abb. in: Ernst-Werner Techow,
Die alte Heimat, Beschreibung des Waldviertels um Döllersheim, Berlin 1942, Nachdruck Horn 1981, S.279.)
Vor dem Schloß befindet sich eine Statue des hl. Nepomuk aus dem Jahre 1777, auf deren
modernem Sockel ein aufspringender „Engl-Hund“ zu sehen ist.
Statue des Nepomuk
Ausschnitt: Sockel mit Wappen
Schloß Waldreichs, VOMB
Kirche von Zemling
Franz Georg Engl läßt die Capelle sub titulo Ioannis, die zuletzt nur mehr aus mit
Brettern verschlagenen Mauern besteht, zwischen 1695 und 1716 zu einer kleinen,
einschiffigen Kirche mit einem Westturm umbauen.
Der Stich der Brüder Andreas und Joseph Schmutzer zeigt uns diese kleine Kirche.
Zwischen 1728 und 1740 wird der heutige Hochaltar aufgestellt, worauf beiderseits des
Tabernakels das Engl-Wappen mit den Hunden und Wölfen zu erkennen ist.
Wahre abbildungg des Wunderthätigen Gnadenbild U:L: Frauen Zu
Zemling in unt:Oester:nechst Meissau und Milbach
Stich der Brüder Andreas u Joseph Schmutzer – vor 1740
Äußeres Giebeltor am Schloßeingang in Mühlbach
Das besonders gut erhaltene Allianzwappen – Engl/Sinzendorf – ist mit der Jahreszahl 1730 bezeichnet. Den Ursprung dieses
Wappens wird man wohl in der Verehelichung des Franz Friedrich Thomas Graf und Herr Engl von und zu Wagrain am 24.4.1719
mit Maria Josepha Gräfin von Sinzendorf finden können.
Abb. links:
Allianzwappen am äußeren Giebeltor des Schloßeinganges in Mühlbach
Abb.: rechts:
Ausschnitt mit dem Engl’schen Wappen
In den Zemlinger Kirchenrechnungen
Der Mühlbacher Verwalter [F.] Heysler verwendet bei der Bestätigung der Zemlinger
Kirchenrechnung für 1810 als Vogttey Comis ein komplettes Wappen mit den Hunden und
Wölfen samt der ‚Schlangen Dame‘ obenauf.
* FRANZ SIGMUND GRAF …. ENGL [V: V:] WAGRAIN FREI H: D: H: SEISENBURG lautet
die Umschrift auf dem Siegel, mit dem der Graf v. Engl die Zemlinger Kirchenrechnung für 1826
bestätigt.
Bild der Hl. Dreifaltigkeit aus 1840 in der Zemlinger Pfarrkirche
Ein schönes Öhlgemälde den h.Martin vorstellend, welches Graf Franz Sigmund von
Engl, der hiesige hochgeborne Herr Herrschaftsbesitzer 1840 der Kirche als
kostenfreyes Andenken verehrte. Das ‚Englische’ Wappen auf dem Bild ist das letzte
Zeichen dieses Patrons der Zemlinger Pfarre - er verkauft die Herrschaft Mühlbach
und Zemling im gleichen Jahr an die Familie Gudenus.
Selbst auf den Siegeln dieser Zeit ist der Unterschied zwischen den Hunden und den Wölfen gut erkennbar. Doch mit den Jahren
wird die Darstellung dieser vier Tiere nicht nur auf den Siegeln, sondern auch auf Flurdenkmälern immer ähnlicher.
Detail aus dem Altarbild (links unten):
Das ‚Englische’ Wappen
Franz Karl Wißgrill, a.a.O. beschreibt das weiter vermehrte Wappen so: Das
vermehrte freyherrliche jetzt gräfliche Wappen ist ein vierfeldiger Schild, dessen
erstes und viertes Feld zeigt das zuvor beschriebene alte Geschlechtswappen,
nämlich den auf einen dreyeckigen blauen Hügel stehend aufspringenen oben
weissen unten rothen Windhund. Das zweyte und dritte ist ein weisses oder
silbernes Feld, worinen ein aufsteigender blauer Wolf, eben einwärts gekehrt
erscheinet. Uiber den Wappenschild befindet sich eine Grafenkrone und über
selbe zwey gekrönte offene Helme; auf dem ersten sind zwey oben rothe undten
weisse Piffelshörner. Dazwischen der halbe weisse aufspringende Windhund;
auf dem zweyten Helm ist eine gekrönte blau gekleidete Jungfrau mit fliegenden
Haaren, halb entblößten Armen, und weissen Uiberschlägen am Hals und
Ermeln, in jeder Hand eine halb um den Arm gewundene Schlange in ihrer
natürlichen Farbe, welche mit den Köpfen gegen ihr Gesicht gewendet sind,
haltend. Die Helmdecke ist rechts roth und weiß, links weiß und blau.
Ausschnitt aus Abb. 2
Johan Georg Adam Freyherrn von Hoheneck berichtet in: Johan Georg Adam
Freyherrn von Hoheneck, Herrn zu Schlißlberg..., Die Löblichen Herren Herren
Stände deß Ertz=Hertzogthumb Oestrreich ob der Ennß..., 1.Theil, Passau 1727,
S.74 ff., daß mit der Erhebung der Engel in den Löbl. Herrn Stand (1598) das alte
Wappen um einen aufsteigenden Wolff in weissen Grund, welches das
abgestorbene Wixenstainische Geschlechts=Wapen gewesen, vermehrt werden
darf. Die Verbindung zur ausgestorbenen Familie Wixenstein läuft über die
Familien Jarheim und Welewart. Sigmund Friderich Engl ist ein Urenkel der
Magdalena von Wixenstein. Wie nun dieses Wappen mit einem Hund und einem
Wolf ausgesehen hat, ist (mir) nicht bekannt. Möglicherweise ist auch der
Hoheneck’sche Text nicht ganz wörtlich zu nehmen und war schon damals das
Wappenfeld in der späteren Art viergeteilt, zeigte also zwei Hunde und zwei Wölfe
Die Familie Engl wird 1717 in den Reichs-Grafenstand erhoben.