9. Veit-Kreuz
Die Flurdenkmäler der Gemeinde Hohenwarth-Mühlbach Mühlbach
Zur Geschichte des Kreuzes
Standort: in der Pappelallee nordöstlich von Mühlbach 48°31,25' nördl.Br. 15°48,35' östl.L. Beschreibung: Holzkreuz mit Kästchen Maße: Kreuz: Breite: 110cm; Höhe: 245cm Schaft: 9 x 8,5cm Kästchen: 40 x 50cm; Tiefe: 8cm Entstehungszeit: 1957
2 Tafeln:
VEITKREUZ AM PAPPELWEG WURDE CA.1966 VON WAGNERM. FRANZ SERAJNIK RESTAURIERT. VERSETZT AN SEINEN JETZIGEN PLATZ VON DEN MÄNNERN FRANZ SERAJNIK ANTON WAGNER UND JOSEF FISCHER. 1966: NEU ANGEFERTIGT VON TISCHLERM. LOSEF (sic!) HABISOHN AUS ZEMLING, JOSEF FISCHER AUS LAGLOIS (sic!). WIRTSCHAFTER & VERWALTER VON 1952- 1984 BEI DER GUTSVERW. GUDENUS/ MÜHLBACH LOSTAG: 15. JUNI–O. HEILIGER VEIT REGNE NICHT DASS UNS NICHT DIE GERSTE BRICHT.
HL: VEIT Hinterglasbild gespendet von Notburga und Ernst Roubin Holzkreuz renoviert von Josef Schnaufer Dorfwerkstatt Mühlbach Juni 2016
Bemerkungen zu den Vorgängern des Veit-Kreuzes am ursprünglichen Standplatz
Einladung zur Weihung des restaurierten Bildstockes 2016
Schon 1613 ist uns im Mühlbacher Grundbuch 2/1s7 die Übergabe eines Joch Ackers bey der Landstrassen in dem Tischler (sic!) Ligent überliefert. Dieser Flurname, auch seine Lage ist heute weitgehend unbekannt. Aus den Begleit-Dokumenten der Franziszeischen (Steuer)-Fassion (1824) ist die Lage dieser Tischlern mit den Parzellen Nummern 231/262/241 auf dem Meßblatt angegeben. Die Tischlern liegen demnach in der nordöstlichen Ecke der Mühlbacher Freiheit – bei dem dreifachen Grenzpunkt der Freiheiten von Mühlbach, Zemling und Hohenwarth. Lange Zeit befndet sich ‚nur‘ ein March=Grenz=Stein: So bezeichnet das Urbarium der Herrschaft Mühlbach vom Jahr 1693 den Punkt mit Stein bei der Landstrassen, wobei mit der Landstrassen sicher der Rittsteig im Bereich der Flur Tischlern gemeint war. 1772 beschreibt eine Granitz (Grenz-) Beschreibung des Streitfeldes die bewußte Stelle: auf dem nacher Zemling gehenden sogenannten Pfeningrueber Weeg bis auf das Kreuz gegen der Zemlinger Granitz. (Signatur im Nö. Landesarchiv: AH Mühlbach G-IVc/7). Auf der Josephinischen Landesaufnahme (Exemplar in der Nö Landesbibliothek) aus dem letzten Viertel des 18. Jahrhunderts/ 1773-1781 ist an dem dreifachen Grenzpunkt allerdings deutlich ein Bildstock eingezeichnet! Es stand hier also einmal ein steinernes Flurdenkmal! Das sollte nicht sonderlich irritieren: Die Urkunden dieser Zeit verwenden ‚Kreuz' beinahe für Alles, wo ein Kreuz sichtbar ist: Das kann ein eingehacktes Kreuz auf einem Grenzbaum sein, oder etwa auf einem Grenzhügel – Leberhaufen - mit oberflächlich im Erdreich eingegrabenen kreuzförmigen Gräben. Und eben auch Bildstöcke, Statuen, Kapellen und ‚echte' Kreuze. Im Haus Kauff Protocoll der Hochgräfl: [Ämter] .. Milbach, Zembling, Ebersbrunn de Anno 1749 fol 3 ist folgendes verzeichnet: 1777 verkauft der ledige Mathias Böhacker seine halblehen Behausung in der Dorf Milbach seinem Vettern Johann Georg Westermayr. Unter den zu den Hauß gehörigen würcklichen Hauß und Überländ Gründen befindet sich 1 Joch Acker in tischlern beym rothen Kreuz neben der Herrschaft und Elisabeth Schnaitterin. Auch in den Mühlbacher Grundbüchern vom Ende des 18. Jahrhunderts wird das Rote Kreuz in Tischlern immer wieder erwähnt, sodaß an der Existenz eines Flurdenkmales als Vorgänger des Veit-Kreuzes nicht zu zweifeln ist. Die Gränz Beschreibung der Gemeinde Zemling 1821 (Nö. Landesarchiv AH Mühlbach G-IVa/1-25) berichtet von einem Grenzstein, auf welchem die schmerzhafte Mutter Gottes ausgehauen ist, und wobey die Fr Hohenwarth, Mühlbach u Zemling zusammenstossen. Hier hört die Vereinigung mit Mühlbach auf, u fängt mit der Gemeinde Hohenwarth an. Über das Aussehen des Roten Kreuz in Tischlern darf also durchaus spekuliert werden! Zuletzt sei darauf hingewiesen, daß heute noch nahe im Windschutzgürtel ein recht großer, bearbeiteter Stein liegt, den man doch einmal – mit maschineller Hilfe - besichtigen sollte. Die Karte der Franzisco-Josephinischen Landesaufnahme (1869-1887), sowie deren Specialkarte (1872-1930), zeigen an dem dreifachen Grenzpunkt ein echtes Kreuz.
Im Gedenkbuch der Pfarre Mühlbach zum Jahr 1950 steht geschrieben: 18. Juni (an dem Vitus-Tage folgenden Sonntag) fand die St.Vitus-Prozession bei großer Teilnahme der Pfarrkinder statt. (Weg: St.Veit-Kreuz - Tüchler - Marienkapelle). H. Tischlermeister Köstler Josef erneuerte kostete (sic!) das St.Veits-Kreuz u. die Bilder-Umrahmung (vacat), wofür ihm gedankt sei. Bei der letzten Renovierung des Kreuzes im Jahr 2016 wurde auf der Rückseite des Kreuzes eine Tafel gefunden, die von der Renovierung im Jahr 1966 berichtet und die wieder am Kreuz angebracht wurde (s. die Abbildung oben). Seit etwa 1966 stand also das Veit-Kreuz nicht am Rittsteig, sondern etwa 50m südwestlich am Pappelweg. Leider wurde das alte Bild des hl. Veit nie renoviert, sodaß die Signatur des Malers – früher mit RR 1955 gut zu lesen – kaum mehr erkennbar war und auch an eine Renovierung des Bildes nicht gedacht werden konnte. 2016 setzte Herr Joseph Schnaufer aus Mühlbach das Kreuz - im wahrsten Sinn des Wortes – wieder in Stand. Familie Notburga und Ernst Roubin spendeten das neue Vitus-Hinterglasbild, das bei einer hl. Messe zu Ehren des hl. Veit gesegnet und danach fachgerecht am Pappelweg aufgestellt wurde.
Das ‚alte‘ Veit-Bild