8. Kienböck-Marter
Zur Geschichte des Bildstockes
Standort:
westlich von Mühlbach
48°31,14’ nördl.Br.
15°46,97’ östl.L.
Beschreibung:
Sockel, Säule mit figuralem Aufsatz (Maria Dreieichen-Pietà)
Maße:
Sockel: 60 x 50cm, Höhe: 150cm; Gesamthöhe: 350cm
Entstehungszeit:
1883
Die Pietà vor der dreistämmigen Eiche ist das Gnadenbild von Maria Dreieichen bei Horn. Ab der Mitte des 17. Jahrhunderts war
dort ein Wallfahrtsort mit großer Ausstrahlung entstanden. Mit Verordnung vom 11. April 1772 waren von nun an auch jene
Prozessionen, wo man auch innerhalb der Erblanden über Nacht ausbliebe verboten worden, und das erklärt den Aufschwung der
sg. lokalen Wallfahrten – so auch bei der Gnadenstätte am Molderberg. Quasi als Ergebnis sehen wir heute die Pietà von Maria
Dreieichen auf sehr vielen Bildstöcken.
Der Kienböck-Bildstock steht in der Flur ‚hinter den Häusern‘ an einem Feldweg, der beim Lagerhaus von der Bundesstraße
abzweigt. Im Gedenk-Buch der Pfarre Mühlbach II ist u.a. zum Jahr 1883 zu lesen: Weihe der Kienböck-Statue: Am 16ten
September wurde hier eine Statue geweiht zur Ehr der Mutter Gottes 3 Eichen zur schuldigen Danksagung das das Pfarr Kind
Rosa Kienböck, welche in Lebensgefahr war durch die Anrufung Maria 3 Eichen daraus befreit wurde und das Gelübde machte
[eine] Dankstatue auf ihrem Felde zu errichten[,] was auch geschah.
Was obige Lebensgefahr betrifft, sei hier folgendes angedeutet: In den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts tritt in Mühlbach und
Umgebung vermehrt Lungentuberkulose auf. Diese Krankheit wird in den Matriken direkt als Todesursache angegeben, doch auch
Lungenlähmung darf in das gleiche Krankheitsbild gerechnet werden. Ist man über die enorme Ansteckungsgefahr informiert? Als
Anfang Juni 1883 im Nachbarhaus (Mühlbach Nr. 70) Tuberkulose ausgebrochen war, zudem dort auch eine Verwandte der Rosa
Kienböck, Theresia Hindinger, daran gestorben war und wahrscheinlich das Ehepaar Anton und Rosa Kienböck bereits angesteckt
waren, könnte durchaus bei Maria in 3 Eichen letzte Hilfe gesucht worden sein. Ein gemeinsames Gelübde wäre ebenso verständlich.
Anton Kienböck stirbt 1885 an der furchtbaren Krankheit. Rosa überlebt ihren Ehemann um beinahe 18 Jahre und stirbt 1903.
1982 wurde die Säule von einem Mähdrescher umgefahren und, wie ja die Inschrift besagt, 1983 wieder aufgestellt.
Inschrift am Hauptfeld des Sockels gegen Westen:
Errichtet
zur Ehre der schmerzhaften
Mutter Gottes
Maria 3 Eichen.
durch Anton u. Rosa
Kienböck von Mühlbach
im Jahr
1883
am Sockel ganz unten gegen Westen:
Renoviert 1983
Familie Heinrich Schnaiter