6. Maurer-Bildstock
Zur Geschichte des Bildstockes
Die Dreifaltigkeitssäule steht, nachdem sie etwa im Jahr 1985 renoviert wurde, in einer kleinen Anlage gegenüber dem Misson-
Haus. Die Inschrift wurde zwar stark mit schwarzer Farbe nachgezogen, verlor allerdings in der 3. Zeile das Wort sey, was den Sinn
nicht eben stört.
Auf der Josephinischen Landesaufnahme aus dem letzten Viertel des 18. Jahrhunderts ist am südwestlichen Mühlbacher Ortsende
ein Bildstock eingezeichnet. Die Bezeichnung als Pestsäule - sie markierte offenbar ein Pestgrab – war sicher alt und wurde, welches
Flurdenkmal auch immer hier stand, beibehalten. So schreibt Pfarrer Roman Freudenschuß in seinem Mühlbacher Heimatbuch:
Vor allem an die Pestjahre 1679 und 1713 erinnern die vielen Gedenksäulen, Wegpfeiler und auch Altäre. Es geht auf diese Zeit
wohl auch die Pestsäule mit dem Bilde der Allerheiligsten Dreifaltigkeit am Ortsausgange an der Straße von Bösendürnbach
zurück. Auch in der Heimatkunde des Bezirkes Hollabrunn, Teil II, herausgegeben von Ludwig Koller, wird eine Pestsäule am
Ortsausgang an der Straße nach Bösendürnbach mit dem Bilde der hl. Dreifaltigkeit erwähnt. – Allerdings ist diese Säule mit
figuralem Aufsatz vom Typus her kein Flurdenkmal aus Pestzeiten!
Wie eine Ansichtskarte aus dieser Zeit erkennen läßt, stand die Pestsäule früher beim jetzigen Lagerhaus:
Standort:
in Mühlbach, beim Missonhaus
48°31,33' nördl.Br.
15°47,30' östl.L.
Beschreibung:
Säule mit figuralem Aufsatz (Gnadenstuhl) auf einem Sockel
Maße:
Sockel: 60 x 60cm; Höhe: 120cm
Gesamthöhe mit Säule und Gnadenstuhl: 320cm
Entstehungszeit:
1861
Inschrift am Sockel gegen Osten:
Hochheilige Dreyfaltigkeit
Gott Vater Sohn heiliger Geist
Dir sey Lob Preis in Ewigkeit
Amen.
Errichtet durch Paul u. Maria
Maurer.
1861.
Auch auf der Provisorischen Ausgabe der Österreich-Karte 1:50000 (1873-1965) ist die Säule an der Weggabel beim heutigen
Lagerhaus eingezeichnet (48°31,00' nördl.Breite/15°47,26' östl.Länge). Dieser Platz ist mit der Franziszeischen Parzelle 462, die
schon 1823 zum Haus der Familie Maurer in Mühlbach Nr. 17 gehört, zu identifizieren. So können wir durchaus annehmen, daß die
Familie Maurer 1861 ein altes Flurdenkmal durch einen neuen Bildstock – Sockel, Säule mit figuralem Aufsatz – ersetzen ließ. In
den frühen 50er Jahren des 20. Jahrhunderts wanderte dann diese Dreifaltigkeitssäule zum Haus der Familie Maurer beim Misson-
Haus. Dort wurde mir die Begebenheit erzählt, die 1861 zur Erneuerung des alten Flurdenkmales geführt haben soll: Dem Ehepaar
Paul und Maria Maurer - sie waren die Großeltern des 1978 verstorbenen Mühlbacher Bäckermeisters Franz Maurer - wurde 1858
nach drei Töchtern, nämlich Anna, Maria assumpta und Aloysia, endlich der offenbar heißersehnte männliche Erbe Joseph geboren
und aus Dankbarkeit ließen sie 1861 die alte Pestsäule durch einen neuen Bildstock ersetzen.